Dass die Künstliche Intelligenz viele Chancen mit sich bringt, ist heutzutage kein Geheimnis mehr. Sie kann die Produktivität in Bereichen wie Kosteneffizienz, Zeitersparnis oder systematische Ressourcennutzung deutlich steigern. Dabei sind Routinearbeiten, Datenverarbeitung, Aufgabenmanagement und einiges mehr im Fokus.¹
Auch in Verlagen wird teilweise schon KI in verschiedenen Feldern verwendet. Dazu gehören Bereiche wie Prozessoptimierung, Content-Recherche, Marketing, zum Teil Produktplanung und Content-Erstellung.² In den meisten Fällen beläuft sich die Verwendung auf die Anpassung personalisierter Empfehlungen an Kund*inneninteressen, Planung und Budgetierung von Marketingkampagnen oder Teasern, die Erstellung von dynamischen Lernmaterialien, die Umwandlung von Texten in Audioformate, aber vor allem auf die Prozessoptimierung und Datensammlung von Kund*innen Daten. Die KI wird also sehr individuell in verschiedenen Verlagen verwendet, dennoch geben viele Verlage an, dass noch eher vorsichtig mit dem Thema KI umgegangen wird und dass die Nutzung keinen besonders hohen Stellenwert hat. Das soll sich aber in den kommenden Jahren ändern, da viele der Verlage glauben, dass die Bedeutung der KI stark ansteigen wird.³
Diese Prognose bedeute demnach viele neue Innovationen und technische Fortschritte, die den Verlagen zugutekommen können. Entwicklungen dieser Art können, unter Voraussetzung der Effizienz- & Qualitätssteigerung, bedeuten, dass die Anwendung von KI-Tools Arbeitsfelder partiell ersetzen kann.⁴ Beispiele wären routinierte, KI gesteuerte Übersetzungen, Lektorate, Themenfindung und vielleicht sogar komplett KI generierte Texte. Bereits heute werden einige dieser Praktiken im kleinen Rahmen von wenigen Verlagen verwendet und getestet. Dabei ist bisher immer noch wichtig, dass die KI den Menschen nur unterstützt, nicht ersetzt. Besonders wiederholende und zeitaufwendige Aufgaben soll sie dabei übernehmen, damit der Mensch sich mehr auf inhaltliche und kreative Arbeiten konzentrieren kann. Des Weiteren kann es von Vorteil sein, dass der Mensch weiterhin als Kontrollinstanz dient und die Qualität der KI-Prozesse überblickt und steuert.⁵
Trotz all dieser großen Chancen, positiver Rückkopplungen und Arbeitserleichterungen, dürfen die Risiken der KI nicht vergessen werden, welche die Verlage vor einige Herausforderungen stellen. Dazu gehören neben Datenschutz, rechtlichen und technischen Herausforderungen, auch die Frage inwieweit die Nutzung von KI in kreativen Bereichen oder auch in der Buchbranche im allgemeinem ethisch und moralisch zu vertreten ist.
Zu Beginn stellt sich die Frage: Wie gehen die Verlage richtig mit diesem Thema um? Gibt es überhaupt ein Richtig und Falsch? Und wo sind die Grenzen?
Die KI ist für viele Menschen immer noch ein großes Mysterium. In vielen Publikationen wird dabei von einer sogenannten „Blackbox“ gesprochen. Heißt also, dass man sich die meiste Zeit gar nicht richtig vorstellen kann, was die KI macht und wie sie funktioniert. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass Verlage mit einer gewissen Transparenz arbeiten sollten und kennzeichnen sollten, wo eine KI am Werk war. Dabei besteht aber auch die Gefahr, dass Kund*innen von solch einer Kennzeichnung abgeschreckt werden können, denn es handelt sich bei dem Produkt Buch um ein Gut mit doppelseitigem Charakter. Es geht also nicht nur um wirtschaftliche Faktoren, sondern auch darum, wie sich der kulturelle Wert eines Textes ändert, sobald mit einer KI gearbeitet wurde.⁶
Des Weiteren ist es bei einem KI generierten Text schwierig die Verantwortung zuzuweisen. Wer trägt für problematische oder fehlerhafte Texte die Schuld? Eine klare Zuständigkeit einzuteilen, stellt sich als äußerst komplex dar. Es gibt Entwickler, die KI sammelt laufend Daten, lernt von ihnen und es gibt immer jemanden der einen Prompt schreibt. Dennoch ist oft unklar, wo die Autorität in solchen Fällen liegt. Eins ist jedoch sicher: dass die Verantwortung nur bei einem Menschen liegen kann.⁷
Anschließend lässt sich oft auch nicht sagen, welche Daten eine KI analysiert hat, um neue Werke zu erschaffen. Denn um neue Kunst generieren zu können, braucht die KI Vorlagen. Sie benötigt also Kunst, um weitere Kunst zu erschaffen, weshalb unzählige Kreative Angst haben, dass ihnen ihr geistiges Eigentum einfach entrissen werden kann. Es muss also allgemein gültige Richtlinien geben, um das Urheberrecht und die rechtmäßigen Schöpfer zu schützen.⁸
Ein letzter Punkt ist, dass Existenzen gefährdet werden. Wenn Bild, Text, Stimmen (Hörbuchsprecher) oder Musik nicht mehr nur von Menschen, sondern fortan auch von KI erschaffen wird, kann es zu einem Überangebot kommen. Und sollte sich dann herausstellen das eine KI dasselbe Produkt in einer ähnlichen Qualität für einen deutlich geringeren Preis erstellt, werden sich viele Unternehmen für das profitablere Angebot entscheiden. Dies hätte zur Folge, dass Autor*innen, Illustrator*innen, Lektor*innen und viele mehr ihre Jobs verlieren könnten.⁹
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es aufgrund der Neuheit und rasanten Weiterentwicklung der KI noch keine klaren Richtlinien und Regelungen gibt, und somit eine große Grauzone in diesem Feld existiert. Oft ist es eine Frage des Ermessens und des eigenen Wertekompasses der Verlage, wie mit dieser komplexen Technologie umgegangen wird. Hinsichtlich der starken Digitalisierung der letzten Jahre und Entwicklungen in der Buchbranche steht es außer Frage, dass eine KI zur Prozessoptimierung und Effizienzsteigerung in vielen Bereichen verwendet werden sollte, um bestehende Chancen so gut wie möglich zu nutzen. Dennoch dürfen die Risiken und Fragen, die sich, grade im ethischen und moralischen Kontext, auftun nicht ignoriert werden. Die Verlage müssen sich sicher sein, inwieweit sie die KI in ihre kreativen Prozesse einbinden wollen und beobachten, wie sich die Akzeptanz in der Gesellschaft in den nächsten Jahren entwickelt.
Autorin: Ronja Harms