Die Welt der Buchbranche ist mit dem Einzug des digitalen Wandels in einem stetigen Umbruch. Diese Tatsache wurde bereits in unseren letzten Beiträgen häufig erwähnt und diskutiert. Das auch Künstliche Intelligenz heute einen maßgeblichen Einfluss auf die Branche hat, gilt inzwischen als selbstverständlich.
In diesem Artikel soll es um die Zuständigkeiten und Aufgaben von Verlagen gehen. Wie stellte sich das Verlagsbild früher dar – und wie hat es sich im Laufe der Zeit gewandelt?
Dazu ein kurzer Blick in die Entstehungsgeschichte deutscher Buchverlage:
Die Entstehung des Verlagswesens ist eng mit der Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg im 15. Jahrhundert verbunden. Mit dem Druck der Bibel um 1455 wurde der Grundstein für die massenhafte Verbreitung von Texten gelegt – ein entscheidender Schritt in der Geschichte der Bildung und Kommunikation. Frühere Bücher waren handschriftliche Unikate, nun konnte Wissen erstmals effizient und in größerem Umfang produziert und verkauft werden. In den folgenden Jahrhunderten entwickelten sich Verlage als wirtschaftliche und organisatorische Einheiten, die nicht nur den Druck, sondern auch die Auswahl, Bearbeitung und den Vertrieb von Manuskripten übernahmen. So etablierte sich eine neue Institution als Bindeglied zwischen Autor und Leser – der Verlag als Mittler und kultureller Gestalter.
Auch heute sind die genannten Aufgaben noch die Kernkompetenzen der Buchverlage. Für diese sind jeweils unterschiedliche Abteilungen des Verlags zuständig, die eng zusammenarbeiten. Hier ein grober Überblick: Das Lektorat ist zuständig für die Zusammenstellung des Verlagsprogramms und beschäftigt sich primär mit den inhaltlichen Aspekten. Dazu gehört auch die Akquise von Autoren und das Korrigieren der Manuskripte. Unter Herstellung versteht man nicht nur den Druck, sondern auch den Satz und die grafische Gestaltung. Das Marketing begleitet, wie das Lektorat und die Programmleitung auch, den gesamten Prozess der Entstehung eines Titels, übernimmt jedoch hauptsächlich für die Verantwortung für die Planung und Durchführung sämtlicher Kommunikationsmaßnahmen. Letztendlich organisiert der Vertrieb die Distributionsmaßnahmen und arbeitet eng mit der Lizenzabteilung zusammen.
Die traditionelle Wertschöpfungskette von Buchverlagen erfährt jedoch zunehmend eine strukturelle Veränderung.
Beim Self Publishing oder Open Access fällt die Rolle des Verlags mittlerweile sogar ganz weg. In modernen Verlagen liegt der Fokus besonders bei neuen Aufgaben wie SocialMedia Management, Online-Marketing und Datenanalyse. Außerdem ist der Online-Vertrieb in der heutigen Zeit ein wichtiger Bestandteil eines Verlags. Die digitale Infrastruktur muss kontinuierlich aufrechterhalten und gepflegt werden, was viel Zeit und Arbeit in Anspruch nimmt. Wenn der Verlag außerdem E-Books anbietet oder eine zusätzliche Self-Publishing Plattform führt, verschieben sich die Aufgaben im Unternehmen noch weiter.
Nicht außer Acht zu lassen ist auch die stark wachsende Bedeutung von Künstlicher Intelligenz in allen Bereichen des Lebens. Wie bereits in einem vorherigen Artikel von uns diskutiert, ist die Rechtslage in dieser Hinsicht noch nicht klar. Auch einige Verlage setzen in bestimmten Bereichen wie Prozessoptimierung o.ä. KI teilweise schon ein und es ist zu erwarten, dass in Zukunft immer mehr Verlage auf die Zusammenarbeit mit KI setzen. Dabei wird es jedoch voraussichtlich nicht um das Schreiben von Texten gehen, sondern eher um die Verwendung von KI-gestützten Tools wie beispielsweise zur Grammatik- und Rechtschreibprüfung. Dabei wird der Konflikt zwischen technischer Effizienz und kulturellem Anspruch jedoch immer im Raum stehen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass während Verlage früher vor allem für Auswahl, Lektorat, Druck und Vertrieb von Büchern zuständig waren, sich ihre Aufgaben heute stark erweitert haben. Digitale Formate, Self-Publishing und Online-Marketing fordern zusätzliche Kompetenzen. Verlage sind heute nicht nur Produzenten, sondern auch digitale Dienstleister, Markenentwickler und Vermittler in einem zunehmend globalen und schnelllebigen Buchmarkt.