Individuelle Bücher – von PoD bis KI

Im Roman Qualityland werden den Leuten die Medien auf die Person zugeschnitten. Werbung erscheint nach deinen Interessen, Nachrichten nach deiner politischen Einstellung. Und auch bei Büchern macht die Individualisierung nicht Halt:

„In der Schule“, sagte er, „hatte ich mal eine Freundin, in deren Version von Game of Thrones keine einzige Figur gestorben ist. Die haben immer nur eine Sinnkrise bekommen und sind ausgewandert, oder so.“ (1)


Wir kennen personalisierte Bücher bis jetzt nur Dank Print on Demand. So bieten verschiedene Händler online „das perfekte Geschenk“ in Form eines Buches mit dir und deinen Freunden in den Hauptrollen. Dabei gibt es verschiedene grundlegende Romanhandlungen. In dieser können 5 bis 13 Personen nach Namen, Alter und Aussehen individualisiert werden. Die Entwicklung und die Eigenschaften der Personen stehen jedoch schon fest, man muss seine Freunde und Familie also nur den richtigen Charakteren zu weisen. Um nun den Teeny-Roman, die Familien-Geschichte oder den Heimat-Krimi perfekt zu machen, kann man auf das Titelbild ein individuelles Foto platzieren und auf die ersten Seiten kommt noch eine Widmung. (2)

Vor Allem bei Kindern sind personalisierte Bücher beliebt. Wer würde nicht gern mit seinen Helden wie Conni, Biene Maja oder Bibi Blocksberg ein Abenteuer erleben? Dank Print on Demand ist das ganz einfach möglich. (3)

So ganz an die Veränderung von Game of Thrones in Qualityland kommt diese Personalisierung jedoch nicht ran. Interessanter ist daher die Betrachtung der Entwicklung von KIs im Zusammenhang mit Büchern.
Bei Autos wird schon an einer Technik gearbeitet, bei welcher KIs aufgebrachte Fahrer erkennen und probieren sie zu beruhigen. Auch bei E-Books soll diese Technik in Zukunft angewandt werden. Die Sensoren am E-Book-Reader können die Gesichter der Leser erfassen und KIs können diese interpretieren. So können zum Beispiel gelangweilte Leser erkannt und die Handlung der Geschichte schneller vorangetrieben werden.

Eine weitere Anpassung von Büchern in Qualityland geschieht durch sogenannte E-Poeten. Diese Androiden schreiben Romane, die möglichst vielen Personen gefallen. Besonders benannt wird dabei die E-Poetin Kalliope 7.3. Wegen einer Schreibblockade landet sie bei der Hauptfigur Peter Arbeitsloser. Die Schreibblockade kommt natürlich durch die unzufriedenen Leser.
In unserer Gegenwart scheinen die Künstlichen Intelligenzen die Leser schon mehr zu beeindrucken, wenn auch vielleicht nur wegen der fortschreitenden Technik. So hat das von einer KI geschriebene Drehbuch von Sunspring es unter die Top 10 bei einem Science-Fiction-Filmfestival geschafft. Und eine von Algorithmen geschriebene Kurzgeschichte kam in die nähere Auswahl für einen Literaturpreis.
Die Technik von KIs ist auf dem Weg, geistige Freiheit mit der Fähigkeit sich sprachlich auszudrücken, zu verbinden. Derzeit sind KIs allerdings noch nicht in der Lage lange Texte selbstständig zu verfassen, da sie häufig unzusammenhängende Textfetzen produzieren.
Dies war auch der Fall bei Sunspring. Ein neuronales Netzwerk wurde mit verschiedenen Skripten von Filmen gefüttert und heraus kam ein Drehbuch für einen 10-minütigen Film. Dessen Handlung ist jedoch nicht linear nachvollziehbar und nur durch schauspielerische Leistungen kommt ein einigermaßen zusammenhängender Plot zustande.
Bei der oben genannten Kurzgeschichte gaben die japanischen Programmierer zentrale Parameter vor. Und somit wurden an der Geschichte nur Defizite in der psychologischen Ausarbeitung bemängelt. (4)

KIs begleiten uns in unserem Leben in jedem Bereich und auch vor Büchern machen sie keinen Halt. Ob wir in Zukunft auch verschiedene Ausgaben von Game of Thrones lesen werden, wissen wir noch nicht. Die Technologie könnte es jedoch ermöglichen.

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