Kinder-Apps versus Kinderbuch?

Lesen und Vorlesen konventioneller Bücher rücken bei Kindern aller Altersklassen immer weiter in den Hintergrund, wohingegen digitale Inhalte – Internet, Fernsehen, Smartphones oder Tablet-PCs – an Bedeutung gewinnen. Verlage müssen umdenken und kreative Wege finden, auch die jüngsten Leser zu begeistern.

E-Books und vor allem Apps werden immer alltäglicher. Gerade im Kinderbuch- Sektor gilt es, einfallsreich zu sein. Eltern sowie Kinder wollen angesprochen werden: Eltern erwarten qualitativ wertvolle, meist auch pädagogische Inhalte, während Kinder in spielerischen Funktionen, Animationen und Klängen oder Musik Anreize finden.

Verlage wie zum Beispiel Ravensburger, Carlsen, Bastei-Lübbe, Langenscheidt (Sprachlern-Apps), S. Fischer (Grimm’s Märchen-Apps gekoppelt mit Sachtexten) oder Oetinger sind schon auf den Zug aufgesprungen. Es entstanden ergänzende Apps zu bereits bekannten Kinderbüchern oder Kinderbuchreihen (z.B. Pixi Bücher von Carlsen) oder komplett neue Geschichten, die nur in digitaler Form erhältlich sind (z.B. Fiete-App vom Bastei-Lübbe Verlag, Lesestart-Apps von Ravensburger).

Als Umsetzung reicht eine 1:1-Übertragung vom Kinderbuch auf das Smartphone oder den Tablet-PC allerdings nicht aus. Vielmehr sind Kinder-Apps animierte Bücher, durch deren Geschichte sich interaktiv gespielt werden kann. Neben der Vorlesefunktion, (teilweise mit Hörspiel-Charakter, Sprechblasen zum mit- oder selber lesen), kann es Filmsequenzen/Animationen, Musik bzw. Geräusche, kleine Spiele oder Aufgaben (wie etwa Rotkäppchens Korb für die Großmutter zu packen, ein Puzzle, ein Wimmelbild) oder begleitende Informationen (Worterklärungen, Übersetzungen) und so weiter geben. Wichtig ist immer, dass die eigentliche Geschichte im Vordergrund bleibt und Inhalte kindergerecht aufbereitet werden. Zusätzliche Kindersicherungen, keine Werbung oder In-App-Käufe spielen gerade für die jüngeren Altersgruppen auch eine Rolle.

Im Gegensatz zu einem analogen Buch braucht es für dessen App-Version, dank integriertem Vorleser, nicht einmal unbedingt einen Erwachsenen. Digital ist weit entfernt vom klassischen Bilder- oder Kinderbuch. Die Apps erinnern teilweise eher an interaktive Animationsfilme und haben mit der Haptik eines Papp-Bilderbuches kaum etwas zu tun. Dass die Kinder auf einen Bildschirm schauen und eine App mit (mal mehr oder mal weniger) Computerspiel-Charakter nutzen, lässt einige Eltern noch eher skeptisch digitalen Kinderbüchern gegenüberstehen – auch wenn es bereits viele liebevoll gestaltete und mit wertvollen Inhalten angereicherte Kinder-Apps gibt.

Buch + App = LeYo!

Anfang dieses Jahres brachte der Carlsen-Verlag Kinderbuch und Kinder-App auf eine ganz neue Art und Weise zusammen. Die Rede ist von LeYo!, einer kostenlosen App, welche konventionelle Kinderbücher multimedial und interaktiv erfahren lässt. Das “Buch plus” sozusagen – mit zusätzlichen Inhalten wie zum Beispiel Geräuschen, Musik, Kommentaren, Animationen und einer Vorlesefunktion. LeYo! macht das Lesen und Lernen lebendiger und vor allem spielerischer. Animationen und interaktive Elemente begleiten die Geschichten, ohne sie in den Hintergrund zu rücken.

Während digital auch im Kinderbuch-Sektor mehr und mehr zum Standard wird und der Markt für kindergerechte Apps wächst, legt Carlsen dennoch großen Wert darauf, das Buch im Mittelpunkt stehen zu lassen. Die App funktioniert ausschließlich in der Kombination aus analog und digital. LeYo! geht also mit der Zeit – ohne das Buch als solches einfach zu ersetzen.

Die Funktionsweise von LeYo!

Das Schöne ist, dass die Bücher auch ganz ohne Smartphone und Tablet funktionieren – was ein Anliegen des Verlages war. Wer LeYo! aber zusätzlich nutzen möchte, kann die App kostenlos (für iOS und Android) herunterladen, anschließend aus dem Archiv das passende Buch auswählen und dessen Funktionen aktivieren. Nach dem Start richtet man nur noch die Smartphone- oder Tablet-Kamera mit etwas Abstand auf die Buchseite, welche erstaunlich schnell erkannt wird, und schon erscheinen interaktive Elemente als schärfer und heller hervorgehoben.

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Im Bildschirmzentrum ist ein grüner Kreis, der wie ein Mauszeiger funktioniert: was er berührt, wird abgespielt. Nun kann nach Lust und Laune entdeckt werden. Allerdings muss man den grünen Kreis so lange auf ein Element halten, wie man es abspielen möchte – sonst wird z. B. der vorgelesene Text unter Umständen abgebrochen.

Die Benutzeroberfläche der App ist simpel und kindergerecht. Oben links ein X zum Beenden des Buches und am rechten Rand vier Symbole, die für verschiedene Modi stehen und jeweils andere Elemente aktivieren.

Das Noten-Symbol aktiviert beispielsweise Musik, tippen auf die die Ohren lässt die Figuren sprechen oder Texte vorlesen, während das Auge für den “Durchblick” steht: animieren von Bildern oder Unsichtbares sichtbar machen, wie zum Beispiel die gefressene Großmutter im Wolfsbauch aus Rotkäppchen. Zusätzlich gibt es den “Spielemodus”, dargestellt durch eine Hand, in welchem der Geschichtenverlauf gesteuert werden kann.

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Bei jüngeren Kindern sollte vielleicht noch ein Erwachsener dabei sein, um durch das Buch zu steuern.

Die Auswahl an Büchern wächst. Bisher gibt es in der LeYo!-Reihe unter anderem Wissensbücher für Kinder ab 3 bzw. 5 Jahren zu den Themen wie Ritter, Vögel, Eisenbahn, usw., ein Musikbuch, einen Atlas, Bücher aus der bekannten Conni-Serie und ein Weihnachtsbuch. Wobei ein Atlas durch potenziell mehr Möglichkeiten an zusätzlichen Inhalten spannender erscheint, als beispielsweise ein Conni-Buch.

Fazit

Das Interesse der Kinder, sich ein konventionelles Buch zu wünschen, wird durch die zusätzliche Multimedia-Möglichkeit wohlmöglich sogar gestärkt. Die untertrennbar mit dem jeweiligen Buch verbundene App unterstreicht auch noch einmal (unbewusst) analoge Werte. Dennoch stehen LeYo!-Bücher in Konkurrenz zu rein digitalen Buch-Apps und -Spielen für Kinder. Hier müssen Eltern entscheiden, wie sie das Leseverhalten und den Medienkonsum ihrer Kinder lenken wollen. Auch wenn das Buch mit LeYo! teilweise über einen Bildschirm angeschaut wird, schafft Carlsen mit seinem Konzept auf jeden Fall eine gute Grundlage, genau das bewusster und gleichzeitig zeitgemäß zu steuern.

Autor: Ana Magdalena Wolf

 

Gewinnspiel

Wie ist Eure Einstellung zur Nutzung von Kinder-Apps? Sollte an konventionellen Büchern festgehalten werden oder sollte mit der Zeit gehen? Je früher Kinder Lesen und Lernen mit digitalen Geräten verbinden, desto besser?

Schreibt uns auf Facebook unter unserem Gewinnspielbeitrag Eure Meinung und gewinnt eines von drei Büchern aus der LeYo!-Reihe des Carlsen Verlages!

 

Link zum Buch: http://www.carlsen.de/pappenbuch/leyo-mein-grosses-musikbuch/64607

Teilnahmeschluss ist der 9. Dezember 2015. Die Gewinner werden unter allen, die den Facebook-Post kommentieren (oder teilen) ausgelost. Teilnehmen dürfen alle ab 18, Mitarbeiter von www.verlagederzuknuft.de und Carlsen sind von der Teilnahme ausgeschlossen.

Viel Glück!


Vielen Dank an Carlsen für die für das Gewinnspiel zur Verfügung gestellten Bücher. Weitere Informationen zum Verlag und LeYo! gibt es unter: http://www.carlsen.de/leyo

 

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