Business Model Generation – wieso eigentlich?

Passend zum Semesterthema „Geschäftsmodelle“ möchte ich zwei Sachbücher von Alexander Osterwalder empfehlen, die diesen Bereich aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchten:

  1. „Business Model Generation“ (mit Yves Pigneur, 2011 erschienen bei Campus)

 

business model generation

 

und

  1. „Business Model You“ (mit Tim Clark, 2012 erschienen bei Campus).

 

business model you

 

Inhaltliche Basis und strukturgebendes Prinzip dieser beiden Ratgeber ist die Business Model Canvas. Hierbei handelt es sich um ein Modell zur Visualisierung von Geschäftsmodellen. Wie dieses Modell funktioniert und wie das erste Buch entstanden ist, beschreibt dieser Artikel sehr gut.

Die Resonanz auf das Modell war enorm, weltweit arbeiten heute Millionen Start-Ups und Konzerne damit. Aber warum eigentlich?

Auch vor 100 Jahren wurden schon Geschäftsideen und Unternehmen gegründet. Dennoch: heutzutage ist der Bedarf an Handreichungen zur Geschäftsmodellierung deutlich größer. Grund hierfür ist die enorme Beschleunigung des technischen Fortschritts seit der Erfindung des Computers, des Mobiltelefons und des Internets.  Dies ist auch bekannt als „dritte industrielle Revolution“. Sie führte ab ca. 1995 zu einer Vielzahl von Unternehmensgründungen und (aufgrund des großen Anlegerinteresses) auch zu mehr Börsengängen. Auch wenn die sogenannte Dotcom-Blase schon lange geplatzt ist, hat dies dem Trend zur Unternehmensgründung keinen Abbruch getan. Viele Menschen bringen die neuen technischen Möglichkeiten auf spannende Ideen, mit denen sie das große Geld machen wollen.

Gleichzeitig bringt der permanente Wandel auch etablierte Großunternehmen in die Situation, das eigene Produktangebot und die damit verbundenen Erlösmodelle einer ständigen Prüfung zu unterziehen. Ein Beispiel: Wenn mir als Unternehmerin nicht bewusst ist, von welchen Technologien und Marktstrukturen mein Musikstreaming-Dienst abhängig ist, kann ich diese Bereiche nicht im Blick behalten, um mich frühzeitig auf Veränderungen und neue Entwicklungen einzustellen.

Die digitale Umwälzung hat also alle Unternehmer zu Mitgliedern der „Generation Business Model“ gemacht. Nur die Unternehmer?

Im Buch „Business Model: You“ wendet Alexander Osterwalder die Business Model Canvas auch auf den modernen Arbeitsmarkt an.  Zielgruppe sind hier alle, die an ihrer beruflichen Situation etwas verändern oder überhaupt erst ihren Berufswunsch entwickeln wollen. Empfehlenswert ist das Buch daher für Menschen jeden Alters. Grundannahme des Buches ist es, dass auch ein Mensch mit all seinen Fähigkeiten, Interessen und Kontakten wie ein Geschäftsmodell unter die Lupe genommen werden kann. Wir selbst sind sozusagen unser eigenes Produkt, das es zu verkaufen gilt. Unsere Kunden sind in diesem Fall Arbeitgeber die uns einstellen – oder unsere tatsächlichen Kunden, wenn wir uns dazu entschließen, uns selbstständig zu machen.

Zunächst war mir dieser Gedanke unsympathisch. Wer möchte schon gern ein Produkt sein? Gerade heutzutage legen wir alle viel Wert darauf, ein Individuum zu sein und uns selbst zu verwirklichen. Aber genau dabei soll dieses Buch helfen. Und auch Bedürfnisse wie „Ich möchte mehr Zeit für meine Familie haben“ lassen sich in die persönliche Business Model Canvas einbauen.

Auch Karriereratgeber gibt es nicht erst seit gestern. Aber heute erfreuen sie sich besonders großer Beliebtheit, weil wir beruflich immer mehr Optionen haben. Dadurch wächst der Druck, sich für das Richtige zu entscheiden – und, wie schon gesagt, auch der Anspruch, die individuellen Vorstellungen zu verwirklichen.

Das Denken in Modellen, die etwas optimieren sollen, scheint heute wirklich alle Lebensbereiche zu durchdringen. „Business Model Generation“ lässt sich also schon fast als Motto unserer Epoche bezeichnen.

Dennoch wird jeder, der sich eingehender mit Geschäftsmodellen, Anforderungsdreiecken und Ähnlichem beschäftigt, schnell zu einer ernüchternden und gleichzeitig befreienden Erkenntnis kommen:

Das Optimum gibt es nicht. Weder das Geschäftsmodell mit Erfolgsgarantie noch den perfekt passenden Traumjob.

Jedes Geschäftsmodell ist von unzähligen Faktoren abhängig, die sich nicht alle zuverlässig kalkulieren lassen. Ein Unternehmen zu gründen bedeutet IMMER ein Risiko, und auch die technischen Gegebenheiten und der Markt können sich jederzeit verändern.

Dasselbe gilt für den eigenen Berufsweg: Wir müssen mit den eigenen Vorlieben, Kompetenzen und Kontakten arbeiten, die wir schon haben. Sich komplett neu zu erfinden ist zwar möglich, aber (je nach Lebensabschnitt) nicht immer sinnvoll und erforderlich.

Die beiden Bücher von Alexander Osterwald lege ich dennoch jedem als Lektüre ans Herz. Zu analysieren, wie und warum etwas  funktioniert und in welche Richtung es sich verändern könnte, kann nämlich sehr viel Spaß machen.

 

 

Autorin: Unica Peters

 

 

 

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