Crowdfunding – Einer für alle und alle für einen

Seit etwa anderthalb Jahren ist das so genannte Crowdfunding mit eigenen Plattformen wie beispielsweise Startnext.de, mysherpas.com oder visionbakery.com endlich auch in Deutschland präsent. Bei dieser speziellen Form der Fremdfinanzierung werden Projekte, vorwiegend aus dem Bereich der Kultur, durch eine Vielzahl von Mikrokreditgebern, Kleinsponsoren oder Fans ermöglicht. Diese können zum Beispiel die Record-Release einer CD, die Finanzierung von Software, Computerspielen, Filmen, verschiedenster Veranstaltungen oder auch das Publizieren eines Buches umfassen. Die Möglichkeiten sind dabei unbegrenzt.

Zu Beginn einer Crowdfunding-Kampagne werden zunächst deren Laufzeit und der zu erreichende Betrag festgesetzt. Die Kreditgebung  erfolgt immer nach dem „Alles-oder-Nichts-Prinzip“. Kann der Betrag also nicht im angegebenen Zeitraum gesammelt werden, erhält jeder Spender seinen Einsatz zurück. Bei einem erfolgreich abgeschlossenen Projekt bekommt  jeder Beteiligte eine Gegenleistung oder Prämie, meist immaterieller Natur.

Obwohl diese spezielle Form der Fremdfinanzierung in den USA bereits häufig bei Kultur-Projekten genutzt wird, stellt sich die Frage, inwieweit eine solche Entwicklung auch dem deutschen Markt, besonders der Buch- und Verlagsbranche, bevorsteht.

Laut einer Studie des Institutes für Kommunikation in sozialen Medien von 2011 schneiden Buchprojekte grundsätzlich eher schlecht auf den großen Plattformen ab. Doch woran liegt das? Crowdfunding kann für Verlage die ideale Grundlage bieten, bereits vor Erscheinen eines Buches durch gezieltes Marketing auf den Social-Media-Plattformen die zukünftige Zielgruppe zu adressieren.

Ein Paradebeispiel stellt dabei das Buch „Friendly fire“ über Autoimmunkrankheiten von Andrea Kamphuis dar. Auf mysherpas.de sammelte die Autorin in 90 Tagen insgesamt 6.000 Euro für die Illustrierung. Dabei vernetzte sie beispielhaft die Crowdfunding-Kampagne mit verschiedenen Social-Media-Plattformen. Neben ihrem Twitter-Account berichtete sie auf ihrem Blog über die aktuellen Fortschritte des Buchprojektes, lud auf Youtube ein Video hoch, das ihr Vorhaben erklärte, und machte nebenbei über Mail-Verteiler und Facebook kräftig Werbung. Die Anzahl der Geldgeber lag am Ende bei 102. Außerdem überstieg der eingenommene Betragt den zu Beginn festgelegten um fast 2.000 Euro.

Besonders für die Finanzierung von Fachbüchern kann die Verbindung mit einer Crowdfunding-Kampagen besonders sinnvoll sein, wie Andrea Kamphuis bewies. Denn hier kann die Kombination von Finanzierung, Bedarfsanalyse und Vertrieb schon vor Erscheinen sehr wertvoll sein. Dass Crowdfunding ein wachsender Markt ist, zeigt die stetig ansteigende Zahl an Projekten auf den deutschen Plattformen. Auch das Suchvolumenmuster von Google zu dem Begriff Crowdfunding wächst kontinuierlich – Deutschland ist weltweit auf dem dritten Platz der Google-Rangliste.

Dennoch: nur wenige Verlage arbeiten derzeit aktiv mit Crowdfunding. Feder und Schwert sind einer der wenigen Verlage, die direkt auf ihrer Homepage auf  aktive Kampagnen hinweisen. Ihre Aktivitäten auf diesem Gebiet begründen sie mit dem ökonomischen, wie auch ökologischen Aspekt der Verlegertätigkeit. Es sollen keine Bücher aufwendig produziert werden, die am Ende keiner lesen möchte. Das schadet auf Dauer nicht nur dem Verlag selber, sondern belastet zudem die Umwelt.

Ob mit steigendem Bekanntheitsgrad noch weitere Verlage verstärkt mit diesem neuen Finanzierungsmodell arbeiten werden, bleibt abzuwarten.

Von Steffi Milde

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