Ein Liebesgedicht an das Leben – Buchrezension zu „Das unsichtbare Leben der Addie LaRue“

Autorin: Jolyn Stenschke

Für diesen Rezi-Mittwoch habe ich mein persönliches Lieblingsbuch von V. E. Schwab für Euch ausgesucht. Der historische Fantasy-Roman erschien am 26. Mai 2021 bei FISCHER Tor und ist ein Liebesgedicht an die Liebe, die Kunst und die Schönheit und Rauheit des Lebens.

Die bittersüße Geschichte der Addie LaRue

Adaline LaRue ist eine selbstbestimmte, junge Frau, geboren in Villon-sur-Sarthe, einem kleinen Dorf in Frankreich. Ein Dorf, in dem sie ihr ganzes Leben verbringen soll, wenn sie den Plänen ihrer Eltern folgt und einen Mann heiratet, den sie weder liebt noch wirklich kennt.

Im Jahr 1714, am Tag ihrer Hochzeit, beschließt sie, dass sie diesen Weg nicht gehen möchte und rennt fort, betend zu den alten Göttern, dass sie sie erhören und sie von diesem Schicksal befreien. Doch dabei vergisst sie eine wichtige Regel, die die alte Frau Estele aus ihrem Dorf mal zu ihr gesagt hat: „Ganz gleich, wie verzweifelt du bist, bete niemals zu den Göttern, die nach Einbruch der Nacht antworten“. Doch in ihrer Not vergisst Addie die warnenden Worte und, mit keinem anderen Ausweg in Sicht, schließt sie einen Pakt mit einem Teufel: Sie darf für immer leben, jung und frei, mit niemandem, der über sie bestimmt. Der Haken: Jede Person, die Addie trifft, wird sich nicht an sie erinnern können.

Und so folgen wir Addie durch die Jahrhunderte. Wir wandern mit ihr durch Europa und seine Geschichte und verlieben uns in Männer und Frauen, die uns mit einem Wimpernschlag wieder vergessen, geben uns jeden Tag einen anderen Namen und versuchen, trotz unseres Fluches, etwas in der Welt zu hinterlassen, woran man sich erinnert. Addie lebt tausende Leben, bis eines Tages ein junger Mann namens Henry in einem Buchladen in New York zu ihr sagt „Ich erinnere mich an dich“.

„Ich wollte nicht für immer leben. Ich wollte einfach nur leben.“

Ich war von Anfang bis Ende von diesem Buch gefesselt. Wie immer schafft es V. E. Schwab mich mit ihrem lyrischen Schreibstil, an die Hand zu nehmen und zu verzaubern. Die Charaktere in diesem Buch fühlen sich so unfassbar realistisch an – ihre Ängste, ihre Unsicherheiten und ihre Wünsche fanden sofort Anklang und manche Gedanken trafen mich so sehr, dass ich das Buch kurz zur Seite legen musste.

„Was ist ein Mensch, wenn nicht die Gesamtheit der Spuren, die er hinterlässt?“

Es ist wichtig zu wissen, dass es ein langsames Buch ist, mit dem Fokus auf seinen Charakteren und vielen kleinen Momenten, die es, dank Schwabs Schreibstil doch schaffen, eine eigene Magie zu spinnen. Im Nachhinein habe ich noch oft an Addies und Henrys Geschichten zurückgedacht. Und daran, wie das Buch es schafft, die sanfte Romantik im Alltag und die Schönheit in der Individualität seiner Charaktere wiederzuerwecken. Es beschäftigt sich mit der Frage, was es bedeutet, wirklich zu leben und zu lieben und zeigt, dass auch einzelne Begegnungen etwas Besonderes sein können, egal, ob sie nur für einen Moment andauern. Und natürlich, wie wir alle doch gemeinsam einen Wunsch teilen: Wir möchten, dass man sich an uns erinnert.

Lektorin: Lisa Schweizer

Fischer Tor (2021): Das unsichtbare Leben der Addie LaRue. Online verfügbar unter:

https://www.tor-online.de/2021/das-unsichtbare-leben-der-addie-larue-ve-schwab/, zuletzt eingesehen am 15.09.2022

 

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