Neuer Roman von Zadie Smith – „Swing Time“

Ein Buch zur richtigen Zeit

Cover: "Swing Times"
Foto: Greta Schulz

Leuchtende Signalfarben – Der Bucheinband von Zadie Smiths neuem Roman springt einem sofort ins Auge. Widmet man sich der Geschichte, geht es auch hier um Kontraste – Kontraste in Form von unterschiedlichen Schicksalen. Gleichzeitig widmet sich „Swing Time“ den wichtigen und großen Themen – Familie, Herkunft, Klasse, Hautfarbe, Geschlecht und kulturelle Assimilation.

Zwei Mädchen, deren Leben sich bei einer Tanzstunde kreuzen – Die namenlose Erzählerin und die gleichaltrige Tracey. Was beide verbindet ist ihre Faszination für das Tanzen und für diesen als universelle Sprache. Beide stammen aus prekären Verhältnissen, beide haben einen schwarzen Elternteil und wachsen Anfang der Achtziger im armen Nordwesten Londons auf.
Ihre Mütter hingegen scheinen von zwei verschiedenen Planeten zu stammen. Traceys Mutter ist eine alleinerziehende Weiße, übergewichtig, arbeitslos, lebensuntüchtig und in Bezug auf ihre Tochter extrem konsumfreudig.
Die Mutter der Erzählerin ist eine ehrgeizige, wissensdurstige, selbstbewusste Feministin mit festen Prinzipien. Aufgrund der unterschiedlichen Lebensweisen der Mütter und auch, weil Tracey immer wieder eine schlechte Freundin ist, würden die Eltern der Erzählerin ihrer Tochter am liebsten den Umgang mit Tracey verbieten. Der Vater der Erzählerin ist Arbeiter, der den intellektuellen Ansprüchen seiner Frau nicht genügen kann, Traceys Vater ist ein Kleinkrimineller, der die Familie verlassen hat und immer wieder inhaftiert ist.

Nach einer kurzen Karriere als Tänzerin auf der Bühne des Londoner Westends landet Tracey schließlich alleinerziehend mit Kindern von drei verschiedenen Vätern in der Sozialbausiedlung Kilburns, woher sie ursprünglich stammt.
Ihre nachdenkliche, zweifelnde Freundin gibt das Tanzen auf und begegnet der exzentrischen Sängerin Aimee, deren persönliche Assistentin sie wird. Sie verlässt London, gelangt in das Mileu der Reichen und Berühmten und wird durch das Leben an der Seite Aimees schließlich ihrer Identität beraubt. Nach einem Streit vor die Tür gesetzt, begreift sie, dass sie in der glamourösen Scheinwelt nicht nur alle Bindungen verloren hat, sondern auch nicht mehr erkennt, was wichtig und was unwichtig ist. Auch sie kehrt in ihre Heimat London zurück, ohne zu wissen, dass ihre Mutter todkrank im Krankenhaus liegt.

Zadie Smiths fünfter Roman, in dem die beiden Mädchen fortgehen, erzählt vom Beginnen und Enden. Er wirft viele Fragen auf: Woher stammen wir? Wo gehören wir hin? Wie wichtig ist es, sich zugehörig zu fühlen? Welche Bedeutung kommt Hautfarben im einundzwanzigsten Jahrhundert zu? „Swing Time“ fragt nicht zuletzt danach, welcher Preis am Ende zu zahlen ist, wenn man fortgeht und sich anderswo ein besseres Leben erhofft.

Autor: Greta Schulz

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