Über die Zusammenarbeit von Verlagen und Bloggern

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Autorin: Anna Kühne

Ist der lockere, umgangssprachliche Ton eines jungen Rezensenten nicht eher unpassend für das professionelle Image eines Verlages?

„Für uns bei Carlsen sind Blogger echte Buchhelden, die Tag für Tag im Netz für ihre Lieblingsbücher kämpfen, SUBs in Rekordzeit bezwingen und schlicht wahre Wunder bewirken, wenn es darum geht, Menschen für Bücher zu begeistern.“

Im Zuge der wachsenden Digitalisierung müssen sich auch Verlage neu orientieren und dabei gilt es manchmal, den eigenen Rahmen zu verlassen und darüber hinaus Netzwerke zu knüpfen, um für die Leser auch in einer sich schnell verändernden Welt stets attraktiv und aktuell zu bleiben. Marketingstrategien müssen sich dabei an der abnehmenden Bedeutsamkeit traditioneller Medien, wie beispielsweise Print-Zeitungen und dem gleichermaßen expandierenden Einfluss der Sozialen Medien orientieren. Ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung ist dabei, als Verlag selbst auf Social Media-Kanälen aktiv zu sein und möglichst kundennah zu agieren. Dafür bietet sich aus zahlreichen Gründen eine Kooperation mit Bloggern an.

Besonders in Verbindung mit mehreren Social Media-Präsenzen erreichen Blogger heutzutage immens große Reichweiten. Und mit der zunehmenden Relevanz von Weblogs im Allgemeinen, kommen auch Literaturblogs immer mehr zum Vorschein. Durch die Nähe zu den Lesern und ihre häufig ungezwungene Emotionalität und Ehrlichkeit haben sie einen mitunter größeren – aber vor allem anderen – Einflussbereich als die Verlage selbst.

Die Aufgaben von Buchblogger sind dabei vor allem Rezensionen zu schreiben, Neuerscheinungen anzukünden und Interesse dafür zu wecken. Rückblicke auf ihren „Lesemonat“ zu geben, aber auch Aktionen und Challenges durch zu führen. Auch Kritiken, Empfehlungen und im speziellen Buch-Film-Vergleiche zu Serien und Filmen sind als Folge der wachsenden Produktkonvergenz oft Bestandteil von Literaturblogs.
Man könnte behaupten, ein Ziel der meisten Buchblogger ist es, einer der offiziellen Verlagsblogger zu werden. Dabei gibt es jeweils spezielle Voraussetzungen, die erfüllt werden müssen, um mit dem Verlag zusammenarbeiten zu dürfen. Wenn diesen jedoch genüge getan wird, bringt die Kooperation zwischen Buchblogger und Verlag in den meisten Fällen für beide Seiten fast ausschließlich Vorteile mit sich.

In erster Linie erhalten die Literaturblogger natürlich kostenlose Rezensionsexemplare, oftmals schon vor oder pünktlich zum Release. Jeweils zum Erscheinungstermin Ende April und Ende November erhalten alle Verlags-Rezensenten die Programmvorschau und können Buchwünsche schon vorab äußern. Im Durchschnitt erhalten die Buchblogger alle ein bis zwei Monate Verlagspost mit den von Ihnen angefragten Titeln. Es gibt allerdings auch hin und wieder ein Überraschungspaket, welches von den verlagen speziell auf den Geschmack des jeweiligen Rezensenten ausgelegt ist.
Außerdem stehen die meisten Verlage den Bloggern stets mit Anregungen und Hilfe zur Seite und unterstützen diese in sämtlichen (Projekt-)Ideen. So etwa wenn die Blogger beispielsweise Aktionen oder Challenges für ihre Follower bereitstellen wollen.

Des Weiteren werden besonders gute Rezensionen oftmals auf den Social Media-Präsenzen des Verlages geteilt und erhöhen damit im Gegenzug auch den Einflussbereich des Blogs. Ein immenser Vorteil ist zudem, dass die Zusammenarbeit mit einem Verlag natürlich zwangsweise die Chancen auf Kooperation mit einem anderen, weiteren Verlag erhöht und damit einen Kettenprozess in Gang setzt.
Hilfreich sind dafür Kooperations-Badges auf dem Blog, die für andere Verlage auf die Qualität und die Authentizität des Blogs hinweisen und so die Chance auf eine positive Rückmeldung erhöhen.

Daneben gibt es auch Verlage die eine Vergütung über Affiliate-Links ermöglichen, wie beispielsweise im Rahmen des Blogger-Helden-Programms des Carlsen Verlags. Dadurch werden die vielen Stunden, die Literaturblogger wöchentlich in die Arbeit an ihren Blogposts – rund um Schreiben, Fotografieren und Bearbeiten – stecken, belohnt. Ferner geben die affiliaten Links darüber Auskunft, ob und in welchem Umfang Interesse für das jeweils besprochene Buch besteht, unabhängig davon, ob es letztendlich gekauft wird oder nicht.
Dies dient als Beleg für den befördernden Beitrag vom Blogpost zum Kaufverhalten der Leser.

Während die Blogger scheinbar den größeren Nutzen aus der Zusammenarbeit ziehen, tut sich die Frage auf, weshalb Verlage sich überhaupt zu einer Kooperation bereit erklären sollten?
Die Antwort lässt sich in zwei Worten zusammenfassen: Sichtbarkeit und Reichweite.
Nämlich vervielfältigt so ein Blogpost nicht nur die Reichweite des Verlages an sich, sondern vor allem die der einzelnen Produkte enorm. Hauptsächlich gewinnt ein Verlag durch Buchblogger schlichtweg ein einflussstarkes und kundennahes Sprachrohr, das ebenso effektiv wie kostengünstig ist.
Buchblogger sprechen Leser auf einer deutlich persönlicheren Ebene an und man bekommt den Tipp von einer „Freundin“ und nicht von einem Journalisten.

Gerade die vermeintliche „Unprofessionalität“, oder viel mehr Ungeschliffenheit der persönlichen Lesermeinungen ist das, was Blogs für den einfachen Kunden so attraktiv macht. Blogger geben keinen Einblick in den Inhalt, den der Kunde kaufen soll, sondern einen Ausblick auf das Gefühl, dass das Buch vermittelt.
Und genau das ist es, was der Kunde kaufen will.

 

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