Eine Region, ein Verlag, ein Kaktus

Der diesjährige 20. Kleinverlegertag fand am 7. November in den Räumen der HTWK statt und hat interessante Einblicke in das Leben dreier Verlage geboten.

Zum Thema „Du bist die Region – Regionalverlage im Gespräch“ waren Conny Ledwig vom Hinstorff Verlag aus Rostock, Titus Häussermann vom Silberburg Verlag (Tübingen) und Dr. Frank Stübner vom Oberlausitzer Lusatia Verlag zu Besuch.

Sie berichteten von den Herausforderungen, die ein Regionalverlag mit teils ganz bekannten und teils sehr individuellen Stärken zu lösen hat.

Warum scheint es so wichtig, aus der Region heraus zu veröffentlich? Conny Ledwig erklärt, es hänge mit einem hohen Qualitätsanspruch zusammen, dass die Autoren zumindest in der Region heimisch seien, wenn auch nicht gebürtig aus dieser stammend. Bei Veröffentlichungen müssen die Fakten stimmen: Diesem Anspruch sollten sich Regionalverlage stellen, um am Markt überhaupt wahrgenommen zu werden und für längere Zeit bestehen zu können.

Der zweite Punkt, den alle drei Besucher nannten, war der, Nischen bedienen zu können. Da sich das ganz große Absatzgeschäft nur ganz selten in Form eines sich sehr gut verkaufenden Titels oder sogar eines Bestsellers offenbart, braucht ein Regionalverlag eigene Ideen und, ganz wichtig, Partner. Sie wissen, was fehlt, sie geben Tipps und vermitteln manchmal sogar auch Autoren, wie etwa Tourismusverbände und Buchhändler.

Der wichtigste Partner ist der Buchhändler vor Ort, wie oft betont wurde. Dieser ist nicht zuletzt daran interessiert, die Titel eines heimischen und erfahrenen Regionalverlages an seine Kunden weiterempfehlen zu können, denn im Internet sind Regionaltitel sehr selten Selbstläufer. Dieser Fakt macht Verlag und Buchhändler zu treuen “Bündnispartnern”.

Der Silberburg Verlag hat in den achtziger Jahren mit einem Erstprogramm von drei Mundart-Titeln seinen Anfang genommen. Daraus entstand bald ein bekanntes Verlagshaus, das mittlerweile für ganz Baden-Württemberg verlegt und Marktführer in diesem Segment ist. Dies ist durch das Abdecken einzelner Marktlücken möglich, wie etwa mit der Monatszeitschrift „Schönes Schwaben“ oder dem Jahreskalender „Lahrer Hinkender Bote“, die bei der Leserschaft sehr beliebt sind und dem Verlag einen treuen Kundenstamm bescheren.

Wie auch in den anderen Häusern wird im Lusatia Verlag das Thema Gestaltung groß geschrieben. Dr. Frank Stübner ist dieser Bereich sehr wichtig, damit der Verlag individuell bleibt und eine Abgrenzung von der großen Masse deutlich wird.

Im Hinstorff Verlag identifiziert sich jeder Mitarbeiter, und damit der Verlag und sein Programm, sehr mit der Region, was durch die Ostseekrimis deutlich wird: Der Handlungsort ist als Marketing-Stempel auf den Covern abgedruckt.

So zeigt nicht zuletzt das beim Kleinverlegertag zur Sprache gebrachte Motto:

„Durchhalten, Stacheln zeigen und auch auf Durststrecken nicht verzagen.
Das gilt für den Kaktus wie auch bei Verlagen.“,

dass ein Regionalverlag zu sein, nicht nur bedeutet, Bücher zu veröffentlichen, sondern auch eine persönliche Note zu haben und die Verschrobenheit einer ganzen Region von Herzen zu lieben.

Autor: Annelie Pawlitz

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