Lesen mit Ton – Kann das funktionieren?

Cross- und Multimedia

©isle audio

Denkt man über die Frage nach, ob Lesen und Ton/Musik zusammenpassen, würde man wohl pauschal sagen: Nein, nicht wirklich. Entweder verschwinden die Hintergrundgeräusche beim Lesen sowieso oder man wird durch diese beim Lesen unterbrochen bzw. gestört.

Die Idee der drei Studenten, die 2016 das Startup „Isle audio“ mit ihrem Produkt: dem aBook, gegründet haben, ging in dieser Frage eine ganz neue Richtung. Ihre Vision: Beim Lesen soll ein Klangumfeld erzeugt werden, das zum Gelesenen passt und somit das Leseerlebnis unterstützt. Im Klartext heißt das: Während du liest, wird über Kopfhörer eine zum Inhalt passende Geräuschwelt abgespielt, so kann der Jahrmarkt mit entsprechender Musik zum Leben erwachen oder der Wald durch Rascheln und Rauschen zu dir in den Zug oder ins Wohnzimmer kommen.

Umgesetzt wird dies über Eye-Tracking Technologien oder simpler über das Langwischen des Fingers über den Text, den man gerade liest. Dadurch gibt es einen Anhaltspunkt darüber, wo der Leser sich im Text gerade befindet und die entsprechenden Umweltklänge können passend eingespielt werden. Der Ton wird dabei von den Gründern des Startups selbst auf den Inhalt maßgeschneidert und produziert. Gerade bei Kinderbüchern, auf die die Gründer sich spezialisieren wollen, macht sich auch diese einfachere Technik des „Fingermitfahrens“ noch recht gut. Trotzdem suchen sie weiter nach Kooperationspartnern, um die Eye-Tracking Variante weiterentwickeln zu können. Die (teils ehemaligen) Musikstudenten achten dabei auf den genauen Einsatz der Geräusche, wie in einem Teaser-Video auf der Website (erstellt in Kooperation mit dem mdr für „einfach genial“) deutlich wird. Für alle, die es sich auch mal anschauen möchten, geht es hier direkt zum Video.

Deutlich wird, wie viel Arbeit und Akribie hinter diesem Projekt steckt, wie wunderbar Ton und Schrift am Ende ineinandergreifen können und man versteht oder besser erahnt, welche Möglichkeiten noch ausgeschöpft werden können. Die Inhalte, die „Isle audio“ bis jetzt vertonen, sind entweder lizenzfrei oder extra für sie geschrieben. Neben der Variante des eBooks auf dem Ipad soll auch eine App entwickelt werden, mit der man vorerst auch kostenlose Inhalte testen kann. Wir sind gespannt…

Ein weiteres großes Ziel der Erfinder des aBooks – audible book, ist es, wieder mehr, vor allem Kinder zum Lesen zu motivieren, wie sie in einem Interview mit der „Neue Westfälische“- Zeitung verraten. Ihnen liegt es fern, wie Vermutungen nahelegen könnten, die Schrift und die Bücher über Ton zu ersetzen, sondern sie streben nach dem Gegenteil: Wieder mehr Begeisterung für das Lesen zu wecken, was uns Bücherfreunde natürlich freut.

Wer nun neugierig geworden ist, kann sich hier auf ihrer kleinen (englischsprachigen) Website noch einmal genauer über das aBook und seine Begründer informieren. Zudem findet Ihr hier den Artikel samt Interview, der in der „Neue Westfälische“ erschienen ist und der noch so einige interessante Hintergründe bereit hält. Wer sich das Ganze lieber im echten Leben ansehen möchte, kann sich auf den Buchmessen, wie z.B. der kommenden Frankfurter Buchmesse , umschauen, da „Isle audio“ dort auch im letzten Jahr einen Stand samt Probetexten zum Testen bespielt hatte.

 

Autor: Melissa Scholz

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