Englischsprachige Bücher sind heute überall zu finden – auf Social Media, in den Bestsellerlisten und in den Regalen junger Leser*innen. Was einst eine Nische war, ist längst zu einem dominierenden Trend im Leseverhalten einer ganzen Generation geworden. Besonders das Genre New Adult ist davon geprägt, denn egal, ob durch BookTok-Empfehlungen, frühzeitigeren Erscheinungsterminen oder dem Wunsch nach authentischer Sprache: immer mehr Leser*innen greifen zur englischsprachigen Ausgabe. Doch was bedeutet das für die deutschen Verlage und Buchhandlungen? Die Entwicklung wirft einige Fragen auf.
Englischsprachige Bücher erobern den deutschen Markt
Wenn man vor ein paar Jahren zum Stöbern in einen Buchladen gegangen ist, gab es, wenn überhaupt, nur ein kleines Regal mit englischen Büchern. Doch seit einiger Zeit sieht dies ganz anders aus. Mittlerweile sind oft ganze Abteilungen eingerichtet, in denen man ausschließlich englischsprachige Bücher findet. In der Mall of Berlin gibt es beispielsweise sogar einige Buchhandlungen, die ausschließlich englische Bücher verkaufen und dabei großen Erfolg verzeichnen können. Doch woher kommt dieses Bedürfnis der Leser*innen nach englischsprachigen Originalausgaben?
Die Social-Media-Plattform TikTok ist für die große Community junger Leser*innen bekannt, die sich unter dem Hashtag #BookTok untereinander austauschen, Bücher weiterempfehlen und vernetzen. Dort sind englischsprachige Bücher immer präsenter.
Da diese nicht der in Deutschland vorgeschriebenen Buchpreisbindung unterliegen, können und werden die Bücher auch häufig zu geringeren Preisen angeboten. Das ist natürlich vor allem bei jüngeren Leser*innen ein großer Vorteil. Dazu kommt, dass die englischen Originalausgaben natürlich deutlich früher erscheinen als die deutschen Übersetzungen. Das kann vor allem bei Titeln, auf die man schon lange gewartet hat oder bei Folgebänden von Hype-Büchern ein großer Auslöser dafür sein, lieber zu der englischen Ausgabe zu greifen. Außerdem bevorzugen Leser*innen auch häufig das Originalcover, welches man bei den deutschen Ausgaben nicht unbedingt wiederfindet.
Original statt Übersetzung – was heißt das für Verlage und Buchhandlungen?
Doch was bedeutet dies alles für die deutsche Verlagswelt? Die steigende Nachfrage nach englischer Literatur führt natürlich auch dazu, dass der Import nach Deutschland gesteigert wird. Das stellt ein großes Risiko für die deutschen Verlage dar, denn es besteht die Gefahr, dass die Originaltitel die deutschen Übersetzungen verdrängen und der Wettbewerb für deutsche Verlage immer schwieriger wird.
Es liegt auch auf der Hand, dass Leser*innen ihre (englischen) Bücher oft direkt bei internationalen Onlinehändlern wie Amazon & Co bestellen. Das führt dazu, dass der stationäre Buchhandel weiter an Marktanteilen verliert und die Kundenfrequenz sinkt. Der deutsche Buchmarkt muss sich also darauf einstellen, dass sich die Tendenz zu englischen Originaltiteln auch in Zukunft weiterhin entwickelt.
Man kann dies aber auch als positive Entwicklung betrachten, da der Trend darauf schließen lässt, dass vor allem jüngere Leser*innen wieder mehr lesen. Davon profitiert vordergründig der Buchhandel, denn der Umsatz wird unabhängig von der Sprache der Bücher gesteigert. Besonders die Plattform TikTok kann einen großen Unterschied machen und Buchhandlungen dabei unterstützen, eine Community aufzubauen und somit auch neue Kund*innen zu gewinnen.
Fazit
Die wachsende Bedeutung englischer Bücher stellt für die deutsche Buchbranche einen Wandel dar. Für Verlage und Buchhandlungen bringt diese Entwicklung zwar einige Herausforderungen mit sich, kann aber auch Chancen bieten. Es ist also wichtig, auf große Trends wie diese, mit flexiblen Strategien zu reagieren und sich nach den Bedürfnissen der Leser*innen zu richten. Denn die Internationalisierung wird für die Buchbranche auch in Zukunft immer mehr an Bedeutung gewinnen.
Autorin: Agnes Voß
Lektorin: Lisa Klose