Wie nachhaltig sind E-Book-Reader tatsächlich?

Ihr möchtet bestimmte Lektüre jederzeit genießen können, wenn ihr gerade dazu in der Stimmung seid? Ihr habt keine Lust, lange auf eure neuen Bücher aus einer Online-Bestellung zu warten oder zur Buchhandlung zu gehen? Euch zu entscheiden, welches Buch einen heiß umworbenen Platz in eurem Reisekoffer ergattern kann, fällt euch jedes Mal aufs Neue schwer?

Ein E-Book-Reader könnte die Lösung für all diese Probleme sein. Daher betrachte ich im weiteren Verlauf dieses Artikels genauer, für wen sich ein E-Book-Reader lohnt und wie nachhaltig dieser tatsächlich ist.

 

Was sind E-Books und E-Book-Reader?

E-Book-Reader (auch: E-Reader) sind spezielle Lesegeräte für elektronische Bücher, sogenannte E-Books. E-Books bieten unter anderem folgende Funktionen und Leistungen:

  • Sobald es eine Neuauflage gibt, wird das E-Book aktualisiert.
  • Du kannst es dir über ein Programm oder eine App vorlesen lassen.
  • Wenn du ein E-Book gekauft hast, kannst du dieses im Normalfall mehrmals downloaden.
  • Du kannst elektronische Bücher auf mehreren Geräten gleichzeitig lesen.
  • Bei E-Books musst du nicht auf deine Buchbestellung warten, sondern kannst sie direkt nach dem Download lesen.
  • Da sich die Schriftgröße anpassen lässt, bräuchtest du keine Lesebrille mehr, sofern du sonst eine benötigst.
  • Weil elektronische Bücher keinen freien Platz im Bücherregal erfordern, kannst du dir unbegrenzt Lesestoff beschaffen.

Anders als mancher E-Book-Käufer erwartet – da für elektronische Bücher ebenfalls die Buchpreisbindung in Deutschland gilt –, sind E-Books in der Regel 10 bis 20 % günstiger als Bücher aus Papier. Dies wird mit dem Wegfall von Vertriebs-, Druck- und Materialkosten bei E-Books begründet. Allerdings gibt es auch kostenlose Bücher, die zum Download angeboten werden.

Wie der Börsenverein des Deutschen Buchhandels in einer Studie im Jahr 2020 feststellte, stieg der Absatz von E-Books um 10,8 %, von 32,4 auf 35,8 Millionen verkaufte Exemplare. Rund 3,8 Millionen Personen kauften E-Books – und somit rund 120.000 mehr als im Vorjahr. Damit stieg der Anteil der KäuferInnen von E-Books an der Bevölkerung auf 5,6 %.

 

Die Herstellung von E-Book-Readern

Wer die Umweltfreundlichkeit eines E-Book-Readers beurteilen möchte, muss den gesamten Prozess von der Herstellung bis zum Endnutzen betrachten. Hierbei ist in der Ökobilanz eines E-Book-Readers der Herstellungsort ein wichtiger, nicht zu unterschätzender Faktor. Da die meisten Geräte in China produziert werden, muss deshalb immer der lange Transportweg, mit dem Schiff oder dem Flugzeug, miteingerechnet werden.

Es werden verschiedenste, seltene sowie edle Metalle wie Kupfer, Silber, Gold oder Palladium in den Lesegeräten verbaut. Mit dieser Aufzählung wird der Akku des Geräts noch gar nicht berücksichtigt. Des Weiteren besteht ein E-Book-Reader, wie es optisch bereits ersichtlich ist, aus jede Menge Kunststoff. Allein 99 % des Energieverbrauchs und der Treibhausgasemissionen werden laut dem Freiburger Öko-Institut durch die reine Herstellung des Geräts verursacht. Dieses berechnete außerdem, dass durch die Produktion etwa 8 Kilogramm CO2 freigegeben werden.

Der Gebrauch durch den Endnutzer ist hingegen energiesparend – trotz des ständig notwendigen Aufladens des Akkus. Ein guter E-Book-Reader muss bei intensiver Nutzung etwa alle zwei Wochen aufgeladen werden.

 

Entsorgung

Das mögliche Recycling der E-Book-Reader ist von immenser Bedeutung für die Ökobilanz. Doch letztlich liegt es am Verbraucher selbst, ob ein Altgerät fach- sowie umweltgerecht entsorgt wird. Zu viele Geräte landen leider noch immer im Hausmüll, obwohl sie dort nicht hingehören. Denn zum einen sind die Hersteller dazu verpflichtet, Altgeräte zurückzunehmen. Zudem können die alten Lesegeräte ebenfalls auf Wertstoffhöfen abgegeben werden, wo Edelmetalle fast vollständig zurückgewonnen werden können.

 

Ökobilanz – wann E-Book-Reader besser sind als das Buch

Um gedruckte Bücher mit E-Book-Readern vergleichen zu können, muss zunächst eine Grundlage geschaffen werden, auf der die Gegenüberstellung der beiden Medien erfolgen kann. Hierzu ziehe ich eine umfassende Studie des Freiburger Öko-Instituts zur Ökobilanz von E-Book-Readern aus dem Jahr 2011 heran. Demnach liest eine Privatperson im Durchschnitt 10 Bücher pro Jahr, welche jeweils etwa 200 Seiten dick sind.

Während beim Herstellungsprozess eines gedruckten Buches circa 1,1 Kilogramm Kohlenstoffdioxid freigesetzt werden, beläuft sich der ausgestoßene CO2-Anteil bei der Produktion eines E-Book-Readers, wie bereits im vorangegangenen Verlauf des Artikels erwähnt, auf etwa 8 Kilogramm. Wenn es sich um ein Buch handelt, das auf recyceltes Papier gedruckt wird, verringert sich die Freigabe auf 0,9 Kilogramm.

In einem Punkt ähneln sich das gedruckte Buch und das elektronische Lesegerät jedoch stark: Bei der Herstellung der beiden Produkte entstehen die größten, schwerwiegendsten Auswirkungen für die Umwelt. Diese Folgen reichen von der Abholzung bis zur problematischen Förderung von Mineralien weit. Ressourcen werden erst dann nachhaltig eingespart und Kohlenstoffdioxid vermindert freigesetzt, sobald LeserInnen mehr als zehn Buchtitel pro Jahr auf dem eigenen E-Book-Reader lesen. Dabei nimmt das Öko-Institut an, dass das Gerät mindestens drei Jahre genutzt wird.

Bei VielleserInnen sieht es wie folgt aus: Wer mehr als 30 Bücher pro Jahr liest, liegt mit einem E-Book-Reader aus umweltfreundlicher Perspektive definitiv an der Spitze. Würde man diese 30 Bücher tatsächlich drucken, läge die Aufwendung von Ressourcen deutlich über der Produktion eines einzelnen E-Book-Readers.

Nichtsdestotrotz ist eine komplette, lückenlose Ökobilanz kaum möglich. Hierein wirken nämlich viele individuelle Faktoren, deren Betrachtung und Wirkung im Einzelnen erfolgen muss. Fährst du mit dem Auto oder dem Fahrrad in die Stadt, um dir neuen Lesestoff zu besorgen? Oder bestellst du ihn dir direkt nach Hause? Kaufst du dir deine Bücher in einer Buchhandlung oder Second-Hand?

Ob ein E-Book-Reader für den persönlichen Gebrauch sinnvoll ist, gilt nun für jeden selbst zu entscheiden.

 

Auf Wiederlesen und bis übernächste Woche!

 

Autorin: Marie Taubert

 

Textquellen:

Börsenverein des Deutschen Buchhandels: Das E-Book in Deutschland 2020. Online verfügbar unter: https://www.boersenverein.de/markt-daten/marktforschung/e-books/, zuletzt aufgerufen am: 09.06.2021

Dallmus, Alexander (2020): Wie umweltfreundlich sind E-Books? Online verfügbar unter: https://www.br.de/radio/bayern1/inhalt/experten-tipps/umweltkommissar/buch-ebook-lesen-umwelt-100.html#:~:text=Wer%20mehr%20als%20zehn%20Buchtitel,drei%20Jahre%20in%20Betrieb%20ist., zuletzt aufgerufen am: 09.06.2021

Matting, Matthias (2020): E-Reader oder Buch aus Papier – was ist nachhaltiger? Online verfügbar unter: https://utopia.de/ratgeber/ebook-reader-oeko/, zuletzt aufgerufen am: 09.06.2021

Öko-Institut e.V. (2011): PROSA: E-Book-Reader. Online verfügbar unter: https://www.oeko.de/uploads/oeko/oekodoc/1179/2011-037-de.pdf, zuletzt aufgerufen am: 11.06.2021

Thalia (o.J.): eBooks. Online verfügbar unter: https://www.thalia.de/kategorie/ebooks-4893/, zuletzt aufgerufen am: 09.06.2021

Wagner, Markus (o.J.): E-Book-Reader. Online verfügbar unter: https://www.elektronische-buecher.net/e-book-reader, zuletzt aufgerufen am: 09.06.2021

Quarks (2018): Sind E-Book-Reader umweltfreundlicher als Bücher? Online verfügbar unter: https://www.quarks.de/umwelt/sind-e-book-reader-umweltfreundlicher-als-buecher/, zuletzt aufgerufen am: 09.06.2021

 

Bildquelle:

Perfecto_Capucine (2018): Kobo. Online verfügbar unter: https://pixabay.com/de/photos/kobo-leselicht-ebook-buch-digital-3544093/, zuletzt aufgerufen am: 13.06.2021

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