„Jetzt hat mein Buch ein Zuhause gefunden“- Interview mit Katharina Sommer

Foto: © Privat / Piper Verlag

Im Interview mit Franziska Hauser stellte diese fest, dass es heutzutage beinahe unmöglich ist, als AutorIn von einem Verlag unter Vertrag genommen zu werden. Zumindest mit einer Erstveröffentlichung. Doch davon sollten sich unveröffentlichte AutorInnen nicht den Wind aus den Segeln nehmen lassen, was das Beispiel der jungen Autorin und Studentin Katharina Sommer beweist.

Ich durfte mit der sympathischen Österreicherin, die zuletzt ihr sechstes Buch im Impress Verlag veröffentlichte, ein Interview führen und all die Fragen stellen, die mir auf der Seele brannten. Wir unterhielten uns darüber, wie es zu ihrer ersten Publikation kam, welche Erfahrungen sie mit verschiedenen Verlagen machte, und wie sie zu einzelnen Branchenthemen steht. Doch lest selbst:

Katharina, es ist schön, dass wir uns heute hier zusammentreffen können. Kennengelernt haben wir uns ja damals auf Wattpad, ich glaube, wir fingen sogar im selben Jahr an, dort Geschichten hochzuladen. Deshalb konnte ich deine Schreibkarriere von Anfang an mitverfolgen. Das führt mich auch direkt zu meiner ersten Frage:

Wattpad – eine Webseite, auf der man seine selbst geschriebenen Geschichten veröffentlichen und wo jeder sie lesen und kommentieren kann. Welche Bedeutung hat Wattpad für dich?

Mittlerweile ist es für mich nur noch eine schöne Erinnerung. Ich glaube, zu der Zeit, als wir angefangen haben, war die Community noch etwas intakter – die ganze Atmosphäre damals war noch anders. Meine Beobachtung ist, wie auch die von anderen, dass Wattpad sich in eine andere Richtung entwickelt hat. Deswegen haben sich vermutlich auch so viele, die ich noch aus meiner Wattpad-Zeit kenne, davon wegbewegt. Für die ersten Anfänge war Wattpad irrsinnig hilfreich und bereichernd für mich und alles was ich jetzt so schreibe, hätte ich sonst nie gemacht – ich wäre nie zu meinen Verlagen gekommen, hätte nie meine Schreibfreunde kennengelernt… Deshalb bedeutet mir Wattpad immer noch viel.

Verlage akquirieren ihren Content über viele verschiedene Wege. Würdest du sagen, dass Wattpad für sie zu einer Quelle diesen Contents geworden oder sogar ein Konkurrent ist?

Als Konkurrenz würde ich es nicht sehen. Ich glaube eher, dass viele Schreibende von Wattpad zu Verlagen gewechselt sind und Wattpad für den Anfang eine gute Quelle für Erfahrungen ist.

Du hast dein erstes Buch „Der Da Vinci Fluch“ im März 2018 beim damaligen Zeilengold-Verlag veröffentlicht. Die Veröffentlichung war nicht unbedingt geplant, wie kam es also dazu?

„Hunter“ war damals mein erstes fertiges Buch und „Der Da Vinci Fluch” war noch ein laufendes Projekt. Mit „Hunter“ habe ich mich schließlich beim Verlag beworben und die Verlegerin hat den „Da Vinci Fluch“ daraufhin auch auf Wattpad gesehen und dann das Angebot gemacht. Infolgedessen war ich vorübergehend bei dem Verlag.

Du warst bei deiner Erstveröffentlichung gerade einmal 19 Jahre alt und hast seitdem fünf weitere Werke an verschiedene Verlage, wie den Gedankenreich-Verlag, PiperGefühlvoll und ForeverByUllstein gebracht. Mit 22 Jahren ist dein sechstes Werk „Catching Prince Charming“ beim Impress-Verlag erschienen. Nebenbei studierst du auch noch Geschichte und Deutsch auf Lehramt – das ist, was ich als produktiv bezeichnen würde. Arbeitest du mit jemandem, also zum Beispiel einer Agentur, zusammen?

Nein, ich bin bei keiner Agentur. Für die Zukunft würde ich aber gerne versuchen eine Agentur zu finden. Mal sehen, was die Zukunft so bringt.

In einem Interview sagtest du einmal, dass du nicht hauptberuflich Autorin sein wollen würdest, da es viel Einsamkeit mit sich bringt. Wäre ein Studiengang wie Buch- und Medienwirtschaft an der HTWK Leipzig eine Alternative für dich gewesen?

Der Studiengang hätte mich mit Sicherheit irrsinnig interessiert, aber an meiner Uni gibt es in dieser Richtung nichts und ich bin mit meiner Studienwahl wahnsinnig glücklich, da mir das Unterrichten viel Spaß macht. Das mit der Einsamkeit würde ich so heute gar nicht mehr unterschreiben, weil ich mittlerweile durch die Veröffentlichungen erlebt habe, dass man mit so vielen Leuten zusammenarbeitet und das Autorenleben dementsprechend absolut nicht einsam ist. Ich glaube nur, dass es nicht einfach ist, sich seinen Lebensunterhalt damit verdienen zu können.

Der Zeilengold-Verlag war der erste Verlag, bei dem du veröffentlicht hast. Er war noch recht jung und klein, wirkte jedoch vielversprechend. Zu der Zeit profilierten sich auch der Gedankenreich- und der Drachenmond-Verlag am Markt, wobei letzterer heutzutage sogar schon im Sortiment der großen Filialisten ist. Doch dann erschien beim Aufrufen der Webseite des Zeilengold-Verlags nur noch eine Fehlermeldung – den Verlag gibt es heute nicht mehr. Wie war das für dich und welche Auswirkungen hatte es für deine dortigen Veröffentlichungen?

Ich würde sagen, dass es für mich eine lehrreiche Erfahrung war zu sehen, wie es ist, wenn nicht alles in rosaroter Zuckerwatte gepackt ist. Bei meiner ersten Veröffentlichung habe ich null Erfahrung gehabt und konnte viel dazulernen – auch durch die negativen und manchmal auch nervenstrapazierenden Ereignisse. Für mich persönlich war das Ende des Verlags keine komplette Überraschung und ich war froh über die neuen Wege, die sich dadurch für meine dort veröffentlichten Bücher aufgetan haben. Die Reihe „Hunter“ und „Der Da Vinci Fluch” sind neu beim wundervollen Gedankenreich-Verlag untergekommen und werden nun auch neu veröffentlicht.

Nur etwa 1% der jährlichen Neuveröffentlichungen bei Verlagen sind unverlangt eingereichte Manuskripte. Der Zugang zu einem Verlag wird von vielen, die davon träumen, publizierende AutorInnen zu werden, als beinahe unmöglich beschrieben. Stattdessen wird Self-Publishing zu einer echten Alternative. Wie bewertest du diesen Trend?

Jeder Veröffentlichungsweg hat Vor- und Nachteile und es liegt an jedem selbst, zu entscheiden, welcher Weg der Beste für sein Buch ist. Ein Punkt, der mich persönlich bisher vom Self-Publishing abgeschreckt hat, ist, dass einige Kosten für ein professionelles Lektorat, Korrektorat, Cover und den Buchsatz anfallen. Dennoch ist es eine spannende Option, weil man, hinsichtlich der Entscheidungen, alle Fäden selbst in der Hand hält, was bei so etwas Persönlichem wie einem Buch auch einfach etwas Schönes ist.

Also ist es gar nicht so schwer, in einen Verlag zu kommen?

Das hängt von unglaublich vielen Faktoren ab und lässt sich meiner Meinung nach nicht so einfach beantworten. Bei Kleinverlagen hat man als Neuling bessere Chancen als bei Großverlagen. Eine Möglichkeit ist auch, bei Wettbewerben mitzumachen. Es gibt also unterschiedliche Optionen, wie man an sein Ziel kommt. Man muss nur dranbleiben und darf sich durch Rückschläge nicht entmutigen lassen.

In deiner Arbeit mit verschiedenen Verlagen und LektorInnenen, welche positiven Erfahrungen hast du gemacht und gibt es deiner Meinung nach Dinge, die sich noch ändern sollten?

Also mit meinen jetzigen Verlagen bin ich super glücklich. Bei meiner ersten Veröffentlichung war vor allem das Lektorat komplettes Neuland. Ich habe nicht gewusst, was ich machen soll und wie das abläuft. Aber ich lerne bei jedem Buch so viel dazu und es ist sehr spannend, was den Lektoren alles auffällt. Natürlich musste ich auch erst lernen, Ratschläge anzunehmen, da es schwer ist, Kritik nicht gleich persönlich zu nehmen. Aber Lektoren wollen einem nur helfen, das Beste aus dem Text herauszuholen und dafür bin ich meinen Lektorinnen sehr dankbar.

Ich würde sagen, bei meinem ersten Verlag ist es kein Geheimnis ist, dass es nicht so funktioniert hat, wie es hätte sollen. Aber bei den Verlagen, wo ich jetzt bin, kann ich nichts Negatives sagen, ich bin über die Zusammenarbeit sehr glücklich. Oft ist es auch Glück, ob es harmoniert und bei meinen kommenden Veröffentlichungen durfte ich mit meiner Wunschlektorin zusammenarbeiten. Da geht man gleich mit einem besseren Gefühl hinein, wenn man weiß, dass das Buch in guten Händen ist.

Also ist da schon mehr geplant?

Ja, beim Gedankenreich-Verlag sind jetzt schon fünf Stück in Arbeit, die in den nächsten zwei Jahren erscheinen werden.

Was ist ein Verlag für dich?

Immer, wenn ich einen Verlagsvertrag unterschrieben habe, sagte ich: „Jetzt hat mein Buch ein Zuhause gefunden.“.

Digitalisierung, Innovation und die Zukunft der Verlagsbranche sind aktuell intensiv diskutierte Themen. Es gibt eine sehr tiefe und breite Auswahl an Büchern am Markt. Aus deiner Sicht als Autorin, aber auch aus Sicht der Studentin: Zu was müsste ein Verlag werden?

Meinem Gefühl nach gibt es trotzdem viele LeserInnen, die Bücher, genauso in gedruckter Form, im Regal wertschätzen. Aber gleichzeitig haben E-Books eben auch ihre Vorteile. Ich würde nicht sagen, dass es einen Unterschied macht, ob sie gedruckt oder digital gelesen werden, solange die Geschichten zu den Leserinnen und Lesern kommen.

Jetzt habe ich so viele Fragen gestellt, die mir auf dem Herzen lagen. Aber gibt es auch etwas, das du noch gerne sagen würdest?

Vielen Dank, dass du mich zu einem Interview eingeladen hast. Ich finde es echt schön, dass man, obwohl man so weit voneinander entfernt wohnt, die Möglichkeit zum Austausch hat. Gerade wegen diesem Plaudern mit anderen „Buchmenschen” gehen mir die Buchmessen, wo man immer alle getroffen hat, ab.

Manche spekulieren ja, ob das Konzept der Buchmesse in Präsenz erhalten bleiben wird. Was denkst du darüber?

Ich glaube (und hoffe sehr), dass es erhalten bleiben wird. Es wäre einfach etwas Besonderes und Schönes, wieder unter „Buchmenschen” zu kommen – so ganz in echt. Digitale Buchmessen sind zwar auch spannend und lustig, können das Messefieber vor Ort für mich aber nicht ersetzen.

Liebe Katharina, vielen Dank, dass du dir heute Zeit genommen hast. Es war wirklich spannend, sich mit dir zu unterhalten und das trotz Corona. Ich wünsche dir viel Erfolg und Spaß mit deinen geplanten Veröffentlichungen.

 

Katharina Sommer

Biografie:

Katharina Sommer ist ein Novembermädchen des vorherigen Jahrtausends und wurde in Graz geboren. Sie wuchs in Österreich auf. Allerdings nicht in den Bergen, sondern mit Bücherbergen. Genauso sehr wie den Geruch von alten Büchern liebt sie Schlösser und Bananeneis. Ihre Sucht nach salzigem Popcorn ist unaufhaltsam.

Wenn nicht gerade Corona vorherrscht, verbringt sie ihre Tage in den Bibliotheken der Universität Graz, wo sie Deutsch und Geschichte auf Lehramt studiert.

Genre:

– Liebesromane

– Fantasy

Bibliografie:

– „Tanzen unterm Mistelzweig“ – Piper (1.10.2019)

– „Indigo – Beim Leben des Drachen“ – Gedankenreich-Verlag (08.03.2020)

– „Crazy for you“ – ForeverByUllstein (03.08.2020)

– „Catching Prince Charming“ – Impress (18.03.2021)

 

Autorin: Noemi Boettcher

 

Quellen: https://www.piper.de/autoren/katharina-sommer-10001916

Bilder:

© Privat / Piper Verlag

©Katharina Sommer

 

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