„Was machen die ganzen Leute hier?“ – Interview mit Nina MacKay

Im Rahmen der diesjährigen digitalen Buchmesse in Leipzig, fanden diverse Veranstaltungen auf dem YouTube-Kanal „Studium rund ums Buch“ statt. Auch Nina MacKay, Autorin der Black Forest High-Reihe, wurde von den Studierenden des Studiengangs Buch- und Medienwirtschaft mit Schwerpunkt Veranstaltungsmanagement interviewt. Dabei beantwortete sie unter anderem Fragen von ihrem Eindruck der diesjährigen digitalen Messe, ihrer Schreibroutine sowie aktuellen Projekten.  

Das Gespräch wurde live via YouTube gestreamt, sodass auch ZuschauerInnen die Möglichkeit hatten, Fragen per Livechat zu stellen. Das Interview wurde von Michelle Mädler geführt.  

 

Wie ist die LBM dieses Jahr für dich?  

Ja, also die LBM [Leipziger Buchmesse, Anm. d.Red.] ist dieses Mal natürlich ganz anders, weil alles online ist. Ich hatte gestern aber eine sehr schöne Leseveranstaltung […] bei der Piper Fantasy-Nacht. Die ist normalerweise auf der Leipziger Buchmesse immer im Theater und gestern online. Da durfte ich mit ganz vielen anderen tollen AutorInnen lesen und dann gab es tatsächlich auch eine kleine After-Messe-Party, die noch relativ lang ging – also online. Der Verlag hatte uns Orangensaft und Sekt geschickt. Das […] ist mein zweiter Messetermin mit euch [lacht]. 

 

Findest du die Messe so auch schön oder bevorzugst du trotzdem die normale Messe? Oder würdest du auch irgendetwas von den jetzigen Formaten beibehalten? 

Also ich bevorzuge natürlich schon, mit den ganzen Menschen persönlich in Kontakt zu kommen. Es ist auch einfach viel schöner, wenn man so seine LeserInnen oder KollegInnen jeden Tag sieht. Manche BloggerInnen sehe ich wirklich jeden Tag auf der Messe. Und dann sagen sie immer schon: „Och, heute haben wir uns schon fünfmal gesehen: ,High Five‘“. Das ist natürlich schön und so herzlich, aber tatsächlich bin ich positiv überrascht von dieser Onlinemesse. Vor allem, dass wir ein Get-together danach hatten und dass auch alles so gut geklappt hat mit den Vorbereitungen zur Onlinemesse. Das ist dann natürlich auch zeitersparend, weil man, wie in meinem Fall, nicht 5h nach Leipzig fahren muss, sondern man ist gleich hier on-time dabei. Es gibt schon Vorteile. 

 

Das auf jeden Fall. Dann würde ich mich jetzt dem ersten Thema, dem Schreiben an sich widmen. 

Wie hat sich das denn bei dir so entwickelt? Hast du schon immer geschrieben? Kam das erst später irgendwie? Und was waren so deine frühesten Projekte? 

Das ist tatsächlich eine lange Geschichte. Wie viel Zeit habt ihr? (lacht)  

Viel!  

Ich habe schon immer geschrieben, aber mehr so Kurzgeschichten. Oder als Kind habe ich auch viele Pferde-Comics gemalt und die Geschichte dazu geschrieben. Oder ich habe auch gerne – als ich vielleicht so zehn war – immer Kurzgeschichten oder Leseproben, die man im Handel geschenkt bekommen hat, weitergeschrieben, also überlegt: Wie könnte diese Geschichte weitergehen?  

Nina MacKay, © Carlsen

Tatsächlich habe ich aber nie gedacht, dass mich mal irgendjemand veröffentlicht. Für mich war das eher so klar, dass nur große AutorInnen wie Astrid Lindgren oder Enid Blyton veröffentlicht werden und ich dachte immer: Wer will denn schon ein Buch von mir lesen oder veröffentlichen? (lacht) Ja, das war damals so. Und dann habe ich tatsächlich mit Schreibtipps angefangen. Also ich habe auf Instagram anderen Schreibtipps gegeben, die ein Buch schreiben wollten (lacht) und mein Kanal war plötzlich sehr beliebt. Jeder hat mir viele Fragen geschickt und Leseproben, die ich bewerten sollte. Und dann hatte ich ganz plötzlich sehr viele AbonnentInnen auf Instagram und habe dann dort meine Bücher veröffentlicht. Meine ersten zwei Bücher habe ich dort kapitelweise hochgeladen, nur auf Instagram.  

Und später bei Wattpad, das ist so eine Plattform, auf der man Bücher kapitelweise hochladen oder auch live schreiben kann [Störung]. Da gibt es auch ganz erfolgreiche AutorInnen, die damit berühmt geworden sind. Anna Todd: Auch die After-Reihe ist ja auf Wattpad entstanden. Und dann gabs da einen

 Schreibwettbewerb vom Piper-Verlag, da habe ich dann mit „Plötzlich Banshee” gewonnen. Ich war unter den Top-FinalistInnen und die FinalistInnen haben alle einen Buchvertrag bekommen.

 

Das wäre jetzt schon meine nächste Frage gewesen, da ich das ja auch mit Wattpad weiß. Du hast dann gewonnen und wie war denn dann das Gefühl, dass du von den Instagram-Geschichten einfach plötzlich im Verlag warst? 

Ja, also gewonnen habe ich nicht. Die Nicole Gozdek hat gewonnen, eine sehr liebe Freundin von mir. Aber ich war unter den Top 5 und davon haben drei einen Taschenbuch-Vertrag bekommen – wir beide einen Taschenbuch- und zwei einen E-Book-Vertrag, irgendwie so war das. Und ich habe diesen Taschenbuch-Vertrag bekommen. Und dann ging es plötzlich richtig los, es wurde ja auch recht viel Marketing für das Buch gemacht. Das war auf der BM 2016 in Frankfurt ganz groß präsentiert. Es gab so ein ganz großes Plakat am Fenster mit dem Cover – ich glaub du hast es auch hinter dir stehen, das Buch – 

Ja! 

Genau, dann war plötzlich sehr viel los, von 0 auf 100. Ich habe so gedacht:  Ja, ich komm da mal hin. Da sind ein paar Leute, die mein Buch signiert haben wollen. Und dann bin ich in den Gang reingegangen, bei Piper und da dachte ich so: Hä, was machen die ganzen Leute hier? Komme ich noch pünktlich zu meinem Termin? Und die hatten aber auch alle das „Plötzlich Banshee“-Buch in der Hand und dann ist mir aufgegangen: Diese 200 Leute, die da stehen, warten auf mich und das war schon strange, weil das mir natürlich nicht bewusst war. Aber es war echt schön. 

 

Du hast ja jetzt auch schon eine Vielzahl an Büchern geschrieben. Was ist für dich das Schönste am Schreiben? Warum macht dir das so viel Spaß? 

Hach, es gibt viele tolle Schreibmomente. Aber bei mir ist das so, dass ich, wenn ich so eine Buch-Iidee habe, richtig verliebt bin in diese Idee. Das ist wie, wenn man in einen Partner verliebt ist. Das Herz flattert, man will unbedingt die Geschichte erzählen und Zeit mit den Charakteren verbringen, in denen man schreibt. Und man ist so richtig hyped – wie man jetzt so neudeutsch sagt (lacht). Also aufgeregt – das mag ich am liebsten. 

 

Du schreibst ja am liebsten Fantasy-Bücher, würde ich sagen? 

Genau. 

Warum interessiert dich speziell dieses Genre so sehr? Warum ist alles Fantasy geworden, quasi?  

Ach, es ist ja Romantasy eigentlich. Also Fantasy mit Lovestories, man mischt beides. Finde ich ganz spannend, weil ich einfach verrückte Ideen mag. Wenn man sich fragt: Was wäre, wenn jetzt in den letzten fünf Tagen im Jahr immer Dämonen auf die Erde kommen würden? Also „Was-wäre-wenn?“-Fragen, die sind meistens bei mir eher Fantasy-lastig. Was wäre, wenn in dem Kaufhaus ein Zugang zum Hades wäre oder irgendwie solche Fragen, stelle ich mir manchmal (lacht) im täglichen Leben.  

Und dann vermische ich das gerne mit Romance, also mit einer dramatischen Liebesgeschichte natürlich. Diese Kombination mag ich sehr gerne. Aber ich habe auch ein Buch veröffentlicht bei UllsteinForever, das ist mehr so Romance, hat nur einen ganz kleinen Fantasy-Anteil. […] Und jetzt habe ich aber noch bei einem anderen Verlag einen Vertrag über ein Romance-Buch bekommen. Es wird also demnächst wieder ein Romance-Buch von mir geben. 

 

Das wäre meine nächste Frage gewesen, ob irgendwelche Bücher demnächst außerhalb des Fantasy-Genres geplant sind? 

Genau. Meine nächsten drei Buchverträge sind beim Ravensburger Verlag und davon sind zwei Fantasy- und eins Romance-Bücher. Jetzt mit dem Piper Verlag bin ich gerade dran, meine neuen Ideen vorzustellen. Meine Agentin nimmt dann meine Ideenliste und stellt die mit Pitches im Exposé vor. Und da sind zehn Buchideen drauf: Manche Fantasy, manche Romance und auch zwei Historical, also historische Romance. Also noch unterschiedliche Genres, mal sehen. 

  

Sehr cool. Ja, da freu ich mich und bin gespannt, was noch kommt. 

Ja, und ich bin gespannt, was den Verlagen auch zusagt oder was ihnen ins Programm passt. Sonst muss ich es halt im Selfpublishing probieren. Ich werde übrigens demnächst mal ein Selfpublishing-Buch rausbringen und da neue Wege gehen. Es ist ja tatsächlich auch so, dass Verlage viele ähnliche Bücher im Programm haben oder bei dem Genre schon so viele haben. Deswegen muss man vielleicht mal ein Buch ohne einen Verlag rausbringen, habe ich mir gedacht und das wird jetzt passieren (lacht). 

  

Auf die Frage, was Autorenfreundschaften für Nina MacKay bedeuten, antwortete sie, dass jene einen hohen Stellenwert haben. Zusammen mit Christian Handel, welchem sie sehr nahesteht, fährt sie jährlich in den Urlaub, in eine Finca auf Mallorca, um dort an Schreibprojekten zu arbeiten.  

Auch das gemeinsame Projekt der Schreib-WG, bei welchem auch Nica Stevens und Andreas Suchanek mitwirken, trage sehr zu ihrer Produktivität bei, da sie sich gern mit anderen SchriftstellerInnen austauscht.  

Da dies aufgrund der aktuellen Pandemiesituation nicht möglich ist, habe sie Livestreams auf Plattformen wie Twitch, YouTube oder Instagram für sich entdeckt. 

Auf die abschließende Frage, welcher ihr größter Herzenswunsch sei, antwortete sie:  

Mein größter Herzenswunsch, auch eine sehr gute Frage. Ja, tatsächlich ist mein Traum, dass ich irgendwann so viel mit den Büchern verdiene, dass ich eben auch meinen Herzenswünschen nachgehen kann. Dass wäre jetzt vor allem, dass man gewisse Ungerechtigkeiten in der Welt Abhilfe schaffen kann. Das ist natürlich ein bisschen naiv gedacht, aber wenn man jetzt vielleicht 20 Millionen mit Büchern verdienen würde, dann könnte man an den Grenzen im Nahen Osten vielen Flüchtlingen helfen, ein neues Leben anzufangen oder Kinderarbeit in Nepal ein Ende setzen, das wäre echt gut. Oder den Regenwald retten, das habe ich mir auch mit ein paar Autoren vorgenommen.  

Mal sehen, wir wollen da etwas zusammenlegen und bewirken. Und solche Dinge kann man natürlich machen, wenn man sehr viel Geld verdient (lacht). Das ist der Plan, da einen Weg zu finden, diesen Traum umzusetzen. 

  

Im Anschluss stand Nina noch für die Beantwortung von Zuschauerfragen zur Verfügung. Wenn ihr also wissen möchtet, auf welche neuen Projekte ihr euch freuen könnt, wer Ninas großes Vorbild ist oder was es mit einem Laptop auf Prada-Schuhkartons auf sich hat, könnt ihr euch gern das Interview auf YouTube anschauen.  

  

Biografie  

Nina MacKay hegt eine ausgesprochene Abneigung gegen Biographien und konnte nur mit Gewalt zu folgenden Angaben gebracht werden: Kaffeejunkie MacKay arbeitet als Marketing Managerin im Südwesten Deutschlands. Außerhalb ihrer Arbeitszeiten erträumt sie sich Geschichten und führt imaginäre Interviews mit ihren Protagonisten. Gerüchten zufolge hat sie früher als Model gearbeitet und Misswahlen auf der ganzen Welt gewonnen. Schreiben ist und war allerdings immer ihr größtes Hobby. Ein Hoch auf Pseudonyme, weswegen nichts von dieser Biographie bewiesen werden kann. 

Genre  

  • Romance 
  • Romantasy  

 

 Autorin: Michaela Gerland 

 

Textquellen  

MacKay, Nina (2021): Interview mit Nina MacKay . [YouTube-Video.] Interview geführt von Michelle Mädler, Studium rund ums Buch, veröffentlicht am 29.05.2021, online verfügbar unter https://www.youtube.com/watch?v=YdGOs7uCSD0, zuletzt geprüft am 02.06.2021. 

Carlsen (o.J.):Nina MacKay. Online verfügbar unter https://www.carlsen.de/autorin-illustratorin/nina-mackay, zuletzt geprüft am 02.06.2021. 

Die Schreib-WG (o.J.): Die Autoren. Online verfügbar unter https://www.schreibwg.de/die_autoren/, zuletzt geprüft am 02.06.2021.  

Bildquellen 

Screenshot: https://www.youtube.com/watch?v=YdGOs7uCSD0 

Nina MacKay: https://www.carlsen.de/autorin-illustratorin/nina-mackay 

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